Am Eingang zum Konzentrationslager Ebensee befindet sich eine Erläuterungstafel. Zu lesen sind Informationen über die Kriegsgefangenen, die hierhergeschickt wurden und welch ein grausames Leid sie bis zum Tod oder zur Befreiung des Lagers erleben mussten. Jedoch wenn man die Eingangsbeschreibung nicht liest, handelt es sich lediglich um einen großen Stollen. Die Steinwände sind feucht und auf dem Boden befinden sich Wasserpfützen. An einem so geschichtsträchtigen Ort ist es nicht einfach, ein Kunstwerk zu schaffen das dem Ort würdig ist.
In meiner Kunst befasse ich mit der menschlichen Existenz. Ich verwende Alltagsgegenstände wie Schlüssel, Koffer und Kleidungsstücke, die von Menschen benutzt wurden und möchte die Erinnerung der Existenz ihrer Besitzer zum Ausdruck bringen.
CHIHARU SHIOTA
Für die Installation bilden die Kleider die Form eines Körpers ab und füllen den Raum mit einer nicht greifbaren Anwesenheit. Ich arbeite schon lang mit dem Konzept der „Anwesenheit in Abwesenheit“ und finde es interessant welche Assoziation die Leere bei den Besuchern hervorruft. Für mich ist unsere Kleidung wie eine zweite Haut. Unsere dritte Haut sind die Gebäude, die uns vor der Welt abschirmen.
Unsere Kleidung hat mit Schutz, aber auch Normen zu tun. Unser Inneres beinhaltet auch Eigenschaften, die wir uns nicht ausgesucht haben. Familie, Religion, Kultur, all das sind die Grenzen, innerhalb derer wir uns bewegen oder entscheiden sie zu durchbrechen. In der Installation sind die Kleider zwischen roten Seilen gefangen, die wie ein Nebel die Figuren verschleiern.
Je länger ich im Konzentrationslager Ebensee stehe und darüber erfahre, desto mehr drängt sich mir die Frage auf worum es bei der menschlichen Existenz überhaupt geht. Was ist das für eine Welt, in der wir leben?