Die gezielte Zerstörung von Bibliotheken wird historisch meist mit der destruktiven Kraft des Feuers assoziiert. Im Falle der ständestaatlichen Säuberung sozialdemokratischer Büchereien 1934 in Österreich übernahm aber das Wasser für kurze Zeit die Regie.
Teile der „stark zerlesenen“ Arbeiterbibliothek landeten in Ebensee in den Fluten. Das setzte einen Kreislauf in Gang, der die Bücher zwar vorübergehend verstummen ließ, sie aber auch deformiert wieder ans Ufer spülte: Als Wiedergänger behaupten sie hartnäckig ihren Platz im kollektiven Gedächtnis.
Das Künstler*innen Trio Ana de Almeida, Jakub Vrba und Christian Wimplinger erarbeitete im gemeinsamen Austausch von Bildern, Texten und Klängen einen Installations-Essay – einen diskursiven Apparat, der als Konstellation verschiedener Artefakte auf multidirektionale Weise kommuniziert. In den bücherförmigen Kunstharz-Skulpturen des Trios fließen Archivdokumente und Wasserpflanzen, Fotografien und Schlamm, Klänge und Steine ineinander, alles Trümmer des Bürgerkrieges, die das Traunsee-Gedächtnis wieder ans Land und durch den Ausstellungsraum spülten. Hier erzählen sie von Ein-und Ausschlüssen, von medialen Übertragungen und von den verschiedenen Aggregatzuständen der Zeit. Ana de Almeida, Jakub Vrba und Christian Wimplinger verbrachten den Oktober im Ausstellungsraum am Landungsplatz Ebensee, um mit den Besucher*innen ins Gespräch zu kommen und weiteres Material in neue Kunstharz-Bücher zu versenken, sodass die Bibliothek permanent weiter wuchs.